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3. Katarakt

Als Katarakt oder Grauen Star bezeichnet man die Trübung der normalerweise klaren Augenlinse. Die natürliche Augenlinse liegt unmittelbar hinter der Pupille. Sie besteht aus durchsichtigen Eiweißstoffen, die besondere optische Brechungseigenschaften besitzen. Eine feine, klare Membran, die Linsenkapsel, umgibt die Linse. Eine Linsentrübung ist meist altersbedingt, kann aber auch durch Prellungen, Medikamente, Stoffwechselstörungen u.a. hervorgerufen werden.

Das Wort Star kommt aus dem Mittelalter und bedeutete damals nichts anderes als "starr". Da erblindete Augen durch fortgeschrittenen Grauen Star nicht mehr fixieren können, fällt bei Betroffenen der starre Blick ins Leere auf. Einen fortgeschrittenen Grauen Star erkennt man an der grauen Pupille, die im gesunden Auge sonst schwarz ist. Aufgrund der Ähnlichkeit von herabfallendem Wasser, das dem Betrachtendem als weißlich und undurchsichtig erscheint, wurde der Graue Star bei den Griechen als Katarakt (griechisch: Wasserfall) bezeichnet.

Zur Behandlung des Grauen Stares gibt nur eine sinnvolle Maßnahme: Die Kataraktoperation, umgangssprachlich auch „Staroperation“ genannt.

Die Kataraktoperation wird heute in der Regel ambulant durchgeführt und zeichnet sich durch eine besonders hohe Erfolgsquote aus. 95% aller Operationen verlaufen ohne jegliche Komplikation. Die meisten Komplikationen sind sehr gut beherrschbar, nur in ca. 0.1% der Fälle treten schwerwiegendere Probleme auf, wie z. B. eine Entzündung im Auge (Endophthalmitis).

Erwarten Sie keine Hilfe von "Augentropfen gegen den Grauen Star". Zwar berichten manche Zeitschriften immer wieder über Wunder - es ist jedoch wissenschaftlich erwiesen, dass keines dieser Medikamente die Linsentrübung aufhalten oder "heilen" kann. Wunder erwarten wir ausschließlich von Gott.

Indikationen

Vor wenigen Jahrzehnten wurde die Indikation zur Operation sehr streng gestellt und man operierte erst, wenn der Star "reif" war. Heutzutage operiert man den Grauen Star dann, wenn der Patient subjektiv im täglichen Leben durch den Grauen Star beeinträchtigt ist. Daher spielen nicht nur die Sehschärfe, sondern auch Nebenerscheinungen wie Doppeltsehen, Farbverlust Blendung eine Rolle. Nicht selten bemerkt man eine Entwicklung oder die Zunahme von Kurzsichtigkeit - "früher war ich weitsichtig, jetzt bin ich kurzsichtig und kann ohne Brille lesen": Wenn sich bei älteren Menschen die Brillenstärke in kurzen Zeitabständen ändert, liegt das häufig an einem beginnenden Grauen Star.

Der Operationszeitpunkt wird bei jedem Patienten individuell festgelegt. Wann und ob bei Ihnen der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sollten Sie mit Ihrem Augenarzt im persönlichen Gespräch besprechen. Falls Sie sich gemeinsam mit Ihrem Augenarzt gegen eine Operation entscheiden, sollten Sie trotzdem regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen: Der Graue Star kann in sehr fortgeschrittenem Stadium auch zu bedrohlichen Komplikationen führen oder aber die Operation kann für das Auge belastender werden. Normalerweise ist man vor Erreichen dieses Stadiums im täglichen Leben derart beeinträchtigt, dass man sich zu einer Operation entscheidet. Auch die Berechtigung zum Autofahren stellt häufig ein Entscheidungskriterium zur OP dar.

Vorbereitung

Ihre Augen werden von Ihrem Augenarzt und dem operierenden Arzt gründlich untersucht. Dabei werden unter anderem die Augen ausgemessen, um die Stärke der Kunstlinse berechnen zu können, die später eingesetzt werden soll. Keine dieser Untersuchungen ist belastend oder gar schmerzhaft.

Wir werden Ihren Hausarzt bitten, einen kurzen Brief bzw. Befunde über Ihren Gesundheitszustand anzufertigen. So kann unser Anästhesieteam auf Ihre körperliche Verfassung optimal eingehen. Sicherheit ist uns wichtig !

Für diese Beurteilung spielt es eine wichtige Rolle, ob Sie in örtlicher Betäubung oder – in wenigen Ausnahmefällen - in Vollnarkose operiert werden sollen. Prinzipiell handelt es sich bei der Staroperation um einen körperlich kaum belastenden Eingriff.

Drei Tage vor der Operation werden Sie selbst Augentropfen in das zu operierende Auge tropfen. Weitere Details entnehmen Sie bitte der Rubrik "Vorbereitung auf eine Katarakt-Operation".

Die Betäubung

Vor der Operation werden Ihnen Augentropfen in das zu operierende Auge gegeben, um die Pupille zu erweitern. Letzte organisatorische Fragen können Sie mit dem Praxispersonal jetzt noch klären.

Anschließend wird Sie einer unserer Narkoseärzte auf die Operation vorbereiten, wozu die Befunde Ihres Hausarztes wichtig sind. Während der gesamten Zeit der Operationsvorbereitung, der Operation selbst und unmittelbar danach werden Sie von ihm weiter betreut werden.

Die örtliche Betäubung wird im Zusammenhang mit einer allgemeinen Beruhigungsspritze ca. 20 Minuten vor Operationsbeginn durchgeführt. In der Regel wird dabei das Betäubungsmedikament mit einer sehr feinen Nadel neben den Augapfel (also nicht in das Auge) gespritzt. Durch diese Art der Betäubung sind der Augapfel und die Augenmuskeln vollständig betäubt. Alternativ zur Spritze können auch betäubende Augentropfen gegeben werden. Bei dieser sogenannten „Tropfanästhesie“ ist das Auge nur oberflächlich betäubt und bleibt beweglich – dadurch ergibt sich ein etwas höheres Operationsrisiko. In diesem Fall ist es daher wichtig, dass Sie bei der Operation „mitarbeiten“, d.h. die Augen immer entspannt geöffnet halten und in das Mikroskoplicht sehen. In beiden Fällen ist die Operation für Sie nahezu schmerzlos.

Während der Operation wird das Gesicht mit einem sterilen Tuch abgedeckt, um eine Keimverschleppung in das Operationsgebiet zu verhindern. Sie fühlen sich im ersten Augenblick vielleicht etwas beengt, brauchen aber keine Bedenken bezüglich der Atmung zu haben: ein spezieller Schlauch, der unter dem Tuch angebracht ist, führt Ihnen Sauerstoff zu, und das Narkoseteam überwacht permanent Ihre Herz-Kreislauf-Parameter.

Die Operation

Durch einen federleichten Lidhalter wird während der gesamten Operation das Auge offengehalten. Damit das Auge oberflächlich nicht trocken wird, tropft man in regelmäßigen Abständen Benetzungsflüssigkeit auf die Augenoberfläche. Das Herablaufen der Flüssigkeit über dem Abdecktuch können Sie verspüren.

Die Operation führt man unter einem speziellen Operationsmikroskop durch. Die Augenlinse besteht aus mehreren Teilen: In der Mitte liegt der sich im Laufe des Lebens verhärtende Kern und um ihn herum die weichere Rinde. Die gesamte Linse wird von der Linsenkapsel umschlossen, die mit elastischen Fasern - den Zonulafasern - am Strahlenkörper des Auges aufgehängt ist. Die Eröffnung des Augapfels geschieht durch einen kleinen Schnitt am Rande der Hornhaut. Der etwa 1,8mm – 2,5mm große Operationsschnitt wird so angelegt, dass er sich am Ende der Operation von selbst wasserdicht verschließt.

Nun wird auch die hauchdünne Hülle, die Linsenkapsel, eröffnet, um das getrübte Linsenmaterial entfernen zu können. Dazu verwendet man ein Spezialgerät, das das Linsenmaterial durch feinste Ultraschallschwingungen zerkleinert und zugleich absaugt. Dieses Verfahren heißt Phakoemulsifikation.

Neuerdings kommt in unserer Praxis ein Laserverfahren zur Anwendung, wodurch die Augenlinse sehr gewebeschonend zerkleinert werden kann. Es kommt ein Laser mit sogenannter Nano-Technologie zum Einsatz. Ultraschall wird hierbei nicht mehr verwendet. Damit werden die umliegenden Gewebe - insbesondere die empfindliche Hornhaut - weniger gereizt und geschädigt. Die Produktion von Entzündungszellen wird gemindert, wodurch auch das Risiko postoperativer Entzündungen oder Netzhautanschwellungen minimiert wird. Weiterhin werden bei dieser Methode ausschließlich Einwegartikel verwendet - ein höchstes Maß an Hygiene im OP.

Zurück bleibt die glasklare leere Linsenhülle, der Kapselsack, in den die gefaltete Kunstlinse eingeführt wird, die sich dann im Auge wieder entfaltet. Der Vorteil dieses mikrochirurgischen Verfahrens liegt darin, dass der Operationsschnitt sehr klein ausgeführt werden kann und nicht genäht werden muss.

Am Ende des Eingriffs wird meist ein Augenverband angelegt.

Der Nanolaser in der Kataraktchirurgie

Bei der Operation des Grauen Stares mit dem Nanolaser kommen ultrakurze Laserimpulse zur Zerkleinerung der natürlichen Augenlinse zum Einsatz. Man spricht von einem Kaltlaserverfahren. Im Gegensatz zur herkömmlich verwendeten Ultraschallmethode wird keine Hitze an das Auge abgegeben und somit alle umliegenden Gewebe des Auges geschont. Es können sich keine Ultraschallwellen im Auge ausbreiten und Reizungen hervorrufen. Die Effekte des Lasers finden in einer kleinen Instrumentenspitze (Hohlsonde) statt - ohne relevante Energieabgabe an das Auge. Besonders für die klare Hornhaut des Auges ist dieser Aspekt von Bedeutung. Es konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden, dass die typischerweise stattfindende Anschwellung der Hornhaut durch Verwendung des Nanolasers erheblich minimiert wird.

Die steigenden hygienischen Anforderungen bei Operationen werden ebenfalls durch den Nanolaser beachtet. Im Gegensatz zu allen bisherigen Verfahren können bei der Nanolasermethode  ausschließlich Einweginstrumente verwendet werden, die nach der Operation verworfen werden. Jeder Patient wird mit neuwertigem Instrumentarium inklusive einer neuen Lasersonde operiert. Die Aufbereitung von Operationsinstrumenten mit entsprechenden Infektionsrisiken für den Patienten wird dadurch umgangen. Auch wenn die Infektion des Auges durch eine Graue-Star-Operation mit herkömmlichen Ultraschallverfahren heutzutage in nur etwa 0,1% der Fälle vorkommt, wird mit dem Nanolaserverfahren die Sicherheit des Patienten nochmals erhöht.

Ob ein Patient für die Operation mit dem Nanolaser geeignet ist, muss zur Voruntersuchung  herausgefunden werden. Das Nanolaserverfahren eignet sich (derzeit) nicht für sehr verfestigte Linsen in Spätstadien des Grauen Stares. Je eher die Operation erfolgt, desto schonender läuft die Operation ab.

Der Nanolaser ist nicht mit dem Femtolaser zu verwechseln, der ebenfalls in der Kataraktchirurgie Anwendung findet. Bei Letzterem werden am Auge Schnitte angelegt und die Augenlinse „vorgeschnitten“. Dieses durchaus elegante Verfahren benötigt aber noch höhere Energien. Im Vergleich zu konventionellen Verfahren konnten bisher keine wesentlichen Verbesserungen zur Schonung des Auges aufgezeigt werden.

Bild einer Nanolaser Sonde; nicht mit dem Femtolaser zu verwechseln.

Der letzte Meilenstein in der Weiterentwicklung des Nanolasers betraf die Visualisierung des OP-Feldes: Mit dem Nanolaser ist es erstmals möglich, Licht direkt an den Ort des Geschehens zu bringen. Routinemäßig wird das Auge mit dem Mikroskop von oben beleuchtet. In der letzten Entwicklungsstufe des Nanolasers kann die Fragmentierung der natürlichen Augenlinse direkt beleuchtet werden. Dadurch ergibt sich eine verbesserte Sichtbarkeit der Linsenteile und der umgebenden Strukturen. Weiterhin kann die integrierte Lichtquelle die Aktivitätsstufen des Lasers anzeigen. Beides führt zu einer erhöhten Sicherheit während der Operation.

Nach der Operation

An dieser Stelle dürfen wir Sie auf die Rubrik "Nach der Katarakt-Operation" verweisen.

Prognose

Sofern keine Hornhaut-, Netzhaut- oder Makulaerkrankungen vorliegen, können Patienten nach der Kataraktoperation wieder deutlich besser sehen. Dies kann schon am Tag nach der Operation eintreten, manchmal benötigt das Auge noch ein bis zwei Tage um die volle Sehschärfe zu leisten.

In den ersten Wochen nach der Operation kann es zu leichten Sehschwankungen kommen, da die neue Linse erst Ihren endgültigen Platz im Auge durch Verwachsung einnehmen muss. Warten Sie daher mit der Anpassung der ersten Fern- und Lesebrille 6 bis 8 Wochen.

Die Kunstlinse, die in Ihr Auge implantiert wird, besteht aus bioverträglichen Kunststoffen, wie Silikon oder Acryl. Sie bleibt zeitlebens erhalten und muss nicht ausgewechselt werden. Allergische Reaktionen sind praktisch unbekannt.

Komplikationen

Der Heilungsverlauf unmittelbar nach der Operation kann mit einer leichten Entzündungsreaktion verbunden sein. Um dieses zu minimieren, ist es sehr wichtig, dass Sie die Augentropfen exakt wie von uns verordnet anwenden.

Nach jeder Operation ist ein Auge etwas empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen. Vermehrtes Tränen, leichtes Fremdkörpergefühl oder Krabbeln können in den Monaten danach vorkommen. Ursache ist oft eine Veränderung der Benetzung, der man in dieser Zeit mit der Gabe von Tränenersatzmitteln begegnen kann.

95 % aller Kataraktoperationen verlaufen ohne jegliche Komplikation.
Die meisten Komplikationen sind sehr gut beherrschbar. Wenn weitere Augenkrankheiten zusätzlich vorliegen, wie z.B. Voroperation, Hornhauttrübung oder erhöhter Augeninnendruck / Glaukom, kann es zu einem verzögerten Heilungsverlauf kommen.

Sollten Sie in den Tagen oder Wochen nach der Operation eine Verschlechterung der Sehschärfe, eine stärkere Rötung oder Schmerzen am Auge bemerken, kontaktieren Sie uns unbedingt sofort in der Praxis oder unter der Notrufnummer (wird nach der OP mitgeteilt). Es kann sich dabei um eine äußerst selten auftretende (1 in 1000 Fällen) Entzündung des Augeninneren handeln. Glücklicherweise sind schwerwiegende Komplikationen dank der modernen Operationstechnik aber selten.

Bei ca. 30 % der Patienten tritt jedoch einige Zeit nach der Operation erneutes Nebelsehen bedingt durch einen sogenannten Nachstar auf: Die Zellen der Linsenkapsel, in der die künstliche Linse befestigt ist, versuchen gewissermaßen eine neue Linse „nachzuwachsen“. Der Nachstar ist damit eigentlich ein normaler, natürlicher Vorgang und nicht eine Komplikation im eigentlichen Sinne.

Der Nachstar kann im Normalfall mit einem Laser schnell entfernt werden. Dieser Eingriff ist nicht schmerzhaft und wird ambulant in der Praxis ohne Betäubung durchgeführt. Anschließend kann man ohne Augenverband nach Hause gehen. Die Wiederherstellung des Sehvermögens ist praktisch unmittelbar.

"Ich bin sehr stark kurzsichtig, ich bin sehr stark weitsichtig - gilt für mich das gleiche?"

Ja. Insbesondere haben Sie den Vorteil, durch besondere Berechnung der Linsenstärke von Ihren starken Brillengläsern loszukommen. Die Linse, die Ihnen bei der Operation eingesetzt wird, kann in der Stärke so berechnet werden, dass auch Sie nach der Staroperation keine oder eine nur noch sehr schwache Brille mit sehr dünnen Gläsern brauchen. In vielen Fällen ist sogar das Tragen einer Brille im normalen Tagesablauf ganz überflüssig und nur beim Autofahren oder bestimmten Tätigkeiten notwendig.